Ein Kunde hat uns seine Kawasaki Ninja ZX9-R gebracht und klagte darüber, daß der Motor zu heiß wird und der Ausgleichsbehälter vom Kühlsystem über kocht. Es handelt sich hierbei um eine 1997-er ZX900-B4 mit einer Laufleistung von ca. 55.000 km.
Nach dieser Fehlerbeschreibung des Kunden liegt der Verdacht nahe, daß ein Defekt der Zylinderkopfdichtung, oder sogar im „worst case“ ein gerissener Zylinderkopf vorliegt. Bevor wir nun allerdings blind den kompletten Motor aus dem Fahrgestell bauen um ihn dann auf der Werkbank zu „köpfen“ (bei den B-Modellen der ZX9-R bekommt man den Zylinderkopf bei eingebautem Motor nämlich nicht demontiert), wollen wir unserer Sache sicher sein und führen vorher eine CO-messung im Kühlsystem durch. In diesem Fall konnten wir Abgase im Kühlsystem nachweisen.
Desweiteren haben wir hierbei festgestellt, daß der Ventilator viel zu spät anspringt, was die Folge eines defekten Thermoschalters ist. Er war also der Übeltäter.
Um nun eine detaillierte Fehlerdiagnose stellen zu können ist eine Demontage des Zylinderkopfes unumgänglich geworden.
Als wir den kompletten Motor aus dem Fahrgestell auf die Werkbank gehoben haben um ihn zu sezieren, haben wir unter anderem auch festgestellt, daß die Steuerzeiten der Auslaßnockenwelle um einen Zahn verstellt war. Somit hat dieser Triebling niemals seine offene Leistung von 142 PS haben können.
Alsdann wir nun den Zylinderkopf demontiert haben, kann man an dem Tragbild der Zylinderkopfdichtung und der Dichtfläche des Zylinderkopfes die undichte Stelle vom Brennraum zum Kühlwasserkanal genau erkennen.
Nachdem wir die Dichflächen gereinigt haben, prüfen wir zunächst deren Planheit, welche in diesem Fall < 0,05mm war. Danach benetzen wir den Zylinderkopf mit einer speziellen Flüssigkeit, welche kleinste Haarisse sichtbar werden läßt. In diesem Fall ist diese Haarißprüfung negativ ausgefallen, was unseren Kunden freuen wird. Die Dichtflächen sind plan, der Zylinderkopf nicht gerissen, kann also wieder verwendet werden.
Nun bauen wir das Aggregat wieder zusammen (selbstverständlich mit originalen KAWASAKI Ersatzteilen). Bevor wir ihn nun aber mit dem Ventildeckel wieder verschließen, stellen wir die Steuerzeiten und das Ventilspiel penibelst ein.
Nachdem nun der Maschinist wieder seinen Arbeitsplatz im Fahrgestell eingenommen hat, befüllen wir ihn mit neuen Flüssigkeiten. Sämtliche Filter werden gegen neue, originale KAWASKI Ersatzteile ersetzt. Nun noch einen neuen Thermoschalter in den Wasserkühler gedreht und der Motor wird gestartet und auf Betriebstemperatur gebracht. Nach der Probefahrt über ca. 50 Kilometer wird das Motorrad nochmal auf die Hebebühne gefahren und überprüft ob auch wirklich alles dicht ist.
Jetzt montieren wir noch fix die Seitenverkleidungen und informieren den Kunden, daß sein Motorrad fertig ist und er nun mit echten 142 PS und einem thermisch stabilen Motor durch die Saison fahren kann